Historisches

Aus Canows Geschichte*

Eine Luftaufnahme von Canow aus dem Jahr 1934 mit Blick auf den Canower See und den Pälitzsee (Repro: Horst Heineccius). Das größte Gebäude im Ort war damals die Mühle (Fachwerkhaus rechts der Straße).

Der Ortsname "Canow" entstammt wie andere Ortsnamen in Mecklenburg dem Slawischen. Um 1217 wird es "Kanowe" geschrieben. Andere bekannte Schreibweisen sind "Cuna" (1349) und "Kanau" (1359).

Bedeutung: kańa = Weihe (habichtartiger Greifvogel, Rotmilan), Kańov = Gegend, in der sich Weihen aufhalten


Quellen:

Chronik der Gemeinde Wustrow (Herausgeber: Gemeinde Wustrow), 2. Auflage 2017 und Heimatbuch des Kreises Neustrelitz (Herausgeber Rat des Kreises Neustrelitz), 1953



Canow wird bereits im Jahre 1317 im Zusammenhang mit den Bestimmungen des Templiner Friedens genannt, als es um die vereinbarte Zerstörung der Burgen in oder bei den Orten Ahrensberg, Canow und Strasen ging. Der Friede von Templin beendete die Auseinandersetzungen zwischen Brandenburgern und Mecklenburgern um das Land Stargard. Die Brandenburger mussten damals auf dieses Land verzichteten, welches sie erst 1236 im Vertrag zu Kremmen von den Pommern erhalten hatten. Canow gehörte vermutlich aber zur Grafschaft Fürstenberg, die zu der Zeit noch nicht mecklenburgisch war.


Die Lage der Canower Burg ist erst seit wenigen Jahren bekannt. Sie lag nicht im Ortskern, sondern auf der Halbinsel im Canower See, die sich in der Nähe des Narchowsees befindet. Ob hier auch die in der Literatur genannte alte Canower Glashütte lag, ist nur zu vermuten, denn in Ufernähe gefundene Glasschlackenreste könnten auch dorthin transportiert worden sein. Durch die Lage zwischen dem Canower See und dem Labusssee war der Ort ein wichtiger Durchgangsort, wovon die Wegeführung der Alten Landstraße (auch alte Poststraße) noch heute zeugt.


Auf der Mühlenbrücke 1921

(privates Foto: Martina Sander)

Die Ölmühle in Canow um 1930

(Repro: Horst Heineccius)

Bereits 1359 wurde erstmals die Wassermühle in Canow urkundlich erwähnt, welche nach einem Brand 1870 neu errichtet und im Jahr 2006 leider abgerissen wurde. (Erhalten ist allerdings noch das benachbarte Klinker-Gebäude der alten Ölmühle.) Im Dreißigjährigen Krieg (1631) wurde aus Canow das Vieh weggetrieben. Das Dorf gehörte zu dieser Zeit schon den mecklenburgischen Fürsten. 1671 wird von einem Jagdhaus berichtet sowie von einer Schäferei und einer Schütt- und Kornmühle. Im 18. Jahrhundert befand sich inmitten des Dorfes wieder ein Jagdhaus, welches als Sommersitz der Herzöge von Mecklenburg-Strelitz diente. Das Jagdhaus stand auf einer Anhöhe, von wo aus ein weiter Blick über das Wasser möglich war.


Kronprinz Friedrich in Canow


Am 25. Oktober 1736 hat der damalige preußische Kronprinz Friedrich, der spätere Friedrich II., den Prinzen von Mirow und dessen versammelte Familie im Jagdhaus von Canow besucht. Es lag nicht weit entfernt von Schloss Rheinsberg, dem Aufenthaltsort des Kronprinzen von 1736 bis seiner Thronbesteigung im Jahr 1740. Im Jahre 1768 war das Jagdhaus allerdings schon wieder verfallen. Die Reste der terrassenförmigen Anlage mit Weinanbau, die von dem Neustrelitzer Kunstgärtner Löwe angelegt sein soll, sind heute noch zu erkennen. Der Standort lag auf dem baumbestandenen Hügel gegenüber dem heutigen Landhotel Peters. Von hier aus hat man noch immer einen schönen Ausblick auf den Canower See.

 

Quelle:

Klaus Ridder, Strelitzer Geschichte(n), Heft 13/1997 (Wesenberger Umgebung – sehen und entdecken), Verlag Lenover Neustrelitz, 1997


Über den Besuch des Kronprinzen in Canow berichtete anlässlich des 200-jährigen Jubiläums Pastor Suhr aus Wustrow in den Gemeindeblättern Nr. 131-134, 138/1936:


Am 25. Oktober 1936 waren 200 Jahre verflossen, seit der junge Kronprinz Friedrich von Rheinsberg aus seinen Besuch in Canow machte. Das wurde uns Anlaß, an dem Tage in Canow einen schön verlaufenen Gemeindeabend zufeiern. Kinder und junge Mädchen sagten Gedichte auf und sangen Lieder, die alle von der Liebe zur Heimat handelten und auf ihr Lob abgestimmt waren. Sie bereiteten uns darauf vor, daß in einem längeren Vortrag die längst versunkene Zeit wieder lebendig wurde.

 

Der Besuch beim Mirower Prinzen fand offenbar ohne eine vorherige Ankündigung statt. So traf Friedrich den Prinzen in Mirow nicht an und wurde nach Neustrelitz verwiesen, wo er jedoch auch nicht anzutreffen war. Schließlich wurde der Kronprinz nach Canow verwiesen. Die folgenden Erlebnisse hier – nach der Abreise aus Neustrelitz – hat Friedrich selbst in einem Brief an seinen Vater, den König, bereits am nächsten Tag (26. Oktober 1736) durchaus plastisch geschildert:


… so fuhr ich gleich weg nach Canow, war ich ohngefähr um sechs Uhr hinkam. Es ist ein pures Dorf und das Landhaus des Prinzen nichts anderes, als ein ordinäres Jägerhaus, wie es alle Haideläufer haben. Ich kehrte bei dem Müller ein und ließ mich durch die Magd anmelden, worauf ich durch den Hofmeister in der Mühle complimentiert (gegrüßt) wurde und mit demselben nach der Residenz (gemeint ist das Jagdhaus in Canow) mich begab, woerselbsten die ganze Mirowsche Familie versammelt war. Seine Mutter ist eine Prinzessin von Schwarzburg und noch die klügste von allen, die dorten zugegen waren, seine Tante war auch dorten. Die Frau Gemahlin ist klein, sie war schwanger, scheint aber sonst eine gar gute Prinzessin zu sein. Das Erstere, womit ich entreteniret (unterhalten) wurde, war das Unglück, welches dem besten Koch geschehen wäre, welcher mitsamt dem Wagen, welcher Provisions (Vorräte) sollte bringen, umgefallen wäre und sich den Arm gebrochen und die Provisions wären alle dadurch zunichte gegangen. Ich ließ mich insgeheim danach erkundigen, so war nicht ein Wort wahr daran. Endlich ging man an die Tafel, dar es dann auch gewiß schien, als wenn denen Provisions nebst dem Koch ein Unglück geschehen wäre, denn gewiß in denen Drei Kronen in Potsdam ist viel besser essen, als dorten. Der Discours (Unterhaltung) über der Tafel war nichts, als von allen den deutschen Fürsten, so nicht recht klug sind! Da war Weimar, Gotha, Waldeck, Hoym und wie die Häuser alle heißen auf dem Tapis (Tapet)! Und nachdem sich der gute Herr recht sehr besoffen hatte, stunden wir auf und er hat mir mit seiner ganzen Familie versprochen, mich zu besuchen. Kommen wird er gewiß! Wie ich ihn aber los werden würde, das weiß Gott.

 

Quelle: Chronik der Gemeinde Wustrow (Herausgeber: Gemeinde Wustrow), 2. Auflage 2017

 

Abschließend wäre noch anzumerken, dass es an uns ist, ein würdiges 300-jähriges Jubiläum des Ereignisses für das Jahr 2036 in Canow vorzubereiten! :-)

Zeittafel

Serviceliste

Quelle:

Chronik der Gemeinde Wustrow (Herausgeber: Gemeinde Wustrow), 2. Auflage 2017

Einwohnerzahlen

Jahr Einwohner
1803 90
1890 167
1920 162
1950 371
1984 175
1990 116
2000 158
2010 176
2020 188

Zahlen:

Chronik der Gemeinde Wustrow und mit freundlicher Unterstützung des Amtes Mecklenburgische Kleinseenplatte in Mirow

Informationen zum Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz finden Sie hier.

Gasthaus zur Schleuse

* Wenn Sie Beiträge zur Geschichte von Canow haben, schreiben Sie mir gerne.

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